Die linguistische und die didaktische Grammatik

Eine Studie für den Fremdsprachenunterricht

0. Einleitung                                                                                 

1. Die Grammatik                                                                     

1.1 Linguistische Grammatik

1.2 Didaktische Grammatik                                      

1.3 Die Umformung der linguistischen in eine didaktische Grammatik                    

2. Anwendungsmöglichkeiten                                                         

2.1. Das grammatische Phänomen in der linguistischen Grammatik                         

2.2. Das grammatische Phänomen im Lehrwerk «em»     

3. Vergleich – Kommentar der Umformung der linguistischen in eine didaktische Grammatik

4. Zusammenfassung                       

5. Literaturverzeichnis        

0. Einleitung

               
In dieser ersten Hausarbeit in „Grammatik und ihre Vermittlung im Fremdsprachenunterricht“ wird der als erstes der Versuch unternommen werden, den Begriff «Grammatik» zu definieren. Darüber hinaus wird versucht werden, einerseits die Relation, andererseits die Unterschiede zwischen der linguistischen und der didaktischen Grammatik aufzuzeigen. Anhand des grammatischen Phänomens des Passivs werden Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der beiden Grammatiken durch seine Darstellung in einem Lehrbuch und in einem Grammatikbuch dargestellt. Dieses grammatische Phänomen wird im Rahmen dieser Arbeit „linguistisch“ und „didaktisch“ analysiert. Abschließend werden Gedanken zur Gewichtigkeit der Grammatik im Fremdsprachunterricht niedergelegt.

1.Grammatik

Wenn man sich die Frage stellen würde, „was ist Grammatik?“ könnte die einfache Antwort gegeben werden, einfach in einem Lexikon nachzuschlagen. Also kann man im «DUDEN – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache» (1999, S.1566) nachschlagen: „Gram׀ma׀tik, die; -, -en [lat. (ars)grammatica griech. <grammatiké (téchne), zu: grammatikós = die Buchstaben, die Schrift betreffend]: 1. Teil der Sprachwissenschaft, der sich mit den sprachlichen Formen u. deren Funktion im Satz,, mit den Gesetzmäßigkeiten, dem Bau einer Sprache beschäftigt; Sprachlehre (gegliedert in Phonetik, Morphologie u. bes. in Syntax): die historische, deskriptive, traditionelle, generative G. …“. Es ist also, auch durch die Länge der gegebenen Definition, ersichtlich, dass Grammatik viel mehr ist, als man sich eigentlich vorstellt. Die Autoren Funk und Koenig (2003:12) beziehen sich auf die Helbigsche Grammatikaufteilung in Grammatik A, Grammatik B und Grammatik C und definieren Grammatik wie folgt: Grammatik A ist „das komplette Regelsystem einer Sprache, unabhängig von dessen Benennung oder Beschreibung durch die Sprachwissenschaft“. Grammatik B ist „die sprachwissenschaftliche Beschreibung des Regelsystems, sein Abbild durch die Sprachwissenschaft“, während Grammatik C „das Regelsystem, das sich Sprachlerner im Sprachunterricht systematisch aneignen, oder ohne Sprachunterricht unsystematisch erwerben“ ist, was als „Grammatik im Kopf“ interpretiert wird. Wenn man diese Analyse mit der Definition des DUDEN kombiniert, dass Grammatik die Sprachlehre ist, gegliedert in Phonetik, Morphologie und besonders in Syntax, kann man die Behauptung aufstellen, dass es notwendig ist, von der Grammatik B ausgehend, im Rahmen der Linguistik von einer «linguistischen Grammatik» zu sprechen, ebenso wie man dann im Rahmen der pädagogischen Wissenschaft von einer «didaktischen Grammatik» sprechen muss.[1]Diese werden als Grammatik B1 für die linguistische Grammatik, und Grammatik B2 für die didaktische Grammatik aus Grammatik B geleitet.

1.1. Linguistische Grammatik

Den Definitionen von Tsokoglou (2002:21ff) zufolge, ist die linguistische Grammatik ein indirektes Lehrmaterial, welches nur als Grundlage für den Fremdsprachenunterricht dient. Sie folgt systeminternen linguistischen Prinzipien, was bedeutet, dass sie auf eine Sprach- bzw. Grammatiktheorie angewiesen ist und mit Hilfe linguistischer Terminologie beschrieben wird. Ferner dient sie zur Vermittlung und Festigung grammatischer Kenntnisse, ist vollständig und erfasst die Totalität der grammatischen Phänomene, wobei Ausnahmen sehr wichtig sind. Charakteristisch für die linguistische Grammatik ist die Abstraktheit der Beschreibung und der Darstellung, sowie die Kürze der Darstellung. Sie nimmt keine lernpsychologischen Vorgaben und Rücksichten in Kauf. Funk und Koenig (2003:13) definieren die linguistische Grammatik als „die Beschreibung des Regelsystems zu sprachwissenschaftlichen Zwecken“.

Hierbei kann parallel auch die Frage gestellt werden, wer der Nutzer einer linguistischen Grammatik ist. Sicherlich Linguisten, im Rahmen ihrer Wissenschaft, Studenten der Linguistik während ihres Studiums, Lehrer, damit sie auf dem neusten Stand bleiben und somit auch Lehrbücher beurteilen können und Übersetzer, da sie wegen ihrer Tätigkeit konkrete Verhältnisse der Sprache einsehen und begreifen können, so dass ihre Arbeit effektiv ist.

1.2. Didaktische Grammatik

Die didaktische Grammatik stellt – nach Tsokoglou (2002:21ff) –  ein direktes Lehrmaterial dar, was bedeutet, dass sie direkt im Unterricht eingesetzt wird. Sie folgt bestimmten didaktisch-methodischen Prinzipien. Beispielsweise ist sie nach Lektionen gegliedert, folgt dem Prinzip einer schrittweisen Progression vom Einfachen zum Schwierigen und wird durch technische und andere Hilfsmittel gestützt. Angereichert mit vielen Übungen zielt sie unter anderem auf die Entwicklung von sprachlichen Fertigkeiten und stellt eine Auswahl von grammatischen Phänomenen dar. Charakteristisch für die didaktische Grammatik ist die Konkretheit und die Anschaulichkeit der Beschreibung und der Darstellung. Insbesondere die Ausführlichkeit der Darstellung ist eines der als wichtig erkannten Elemente. Ferner berücksichtigt die didaktische Grammatik lernpsychologische Kategorien wie Verstehbarkeit, Behaltbarkeit und Anwendbarkeit. Funk und Koenig (2003:13) vereinfachen die Definition der didaktischen Grammatik als „die Beschreibung des Regelsystems für Unterrichtszwecke“ und gebrauchen den Begriff «pädagogische Grammatik». An dieser Stelle sei niedergelegt, dass Mindt (in Gnutzmann/Königs 1995:47ff) die pädagogische Grammatik aus der didaktischen Grammatik leitet. Nach Tsokoglou (2002:24) „wird die didaktische Grammatik … vielmehr von speziellen psychologischen, didaktischen und methodischen Faktoren des Spracherlernungsprozesses determiniert, also von einer Verflechtung meist außerlinguistischer Faktoren“.

Aus den oben dargelegten Definitionen einer didaktischen Grammatik lässt sich schließen, dass die „Nutznießer“ einer solchen Grammatik Lehrer, Schüler – sowohl im Muttersprachen- als auch im Fremdsprachenunterricht – und Selbstlernende sein können.

2. Die Umformung der linguistischen in eine didaktische Grammatik

Von der Grammatik B ausgehend, lassen sich, wie wir bereits gesehen haben, die linguistische Grammatik (B1) und die didaktische Grammatik (B2) ableiten. Mindt (in Gnutzmann/Königs 1995:47) stellt fest: „Linguistische Grammatiken sind keine geeignete Grundlage für den Fremdsprachenunterricht“. Dem kann nur beigepflichtet werden, denn es ist wahrlich unmöglich, im Unterricht eine Grammatik einzusetzen, die von ihrer Natur aus, pädagogisch-didaktische Aspekte nicht berücksichtigt. Also muss davon ausgegangen werden, dass es Kriterien gibt, die dabei helfen, eine linguistische Grammatik in eine didaktische umzuformen. Diese Kriterien wurden von Helbig festgelegt und können wie folgt zusammengefasst werden: I. Das Lehrziel der jeweiligen Unterrichtseinheit, unter Berücksichtigung der Fertigkeiten des mündlichen oder schriftlichen Ausdrucks, des Hörverstehens, des Leseverstehens. II. Psychologische Faktoren wie z.B. das Alter, also Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. III. Die Lerntheorie. IV. Die Unterrichtsstufe (Anfänger- oder Fortgeschrittenenunterricht). V. Die Unterrichtsform, also ob es sich um Einzel- oder Gruppenunterricht handelt, Frontalunterricht oder Unterricht in der Runde, etc. VI. Technische Unterrichtshilfsmittel VII. weitere linguistische Faktoren, wie z.B. die Häufigkeit bestimmter sprachlicher Erscheinungen[2]. Auf die Frage, ob solch eine Umformung überhaupt nötig sei, ist zu antworten, dass es allgemein unakzeptabel ist, eine linguistische Grammatik, wie z.B. den DUDEN (Band 4) für Unterrichtszwecke zu benutzen, geschweige denn für den Fremdsprachenunterricht. Diese Grammatik ist nicht einmal für den Muttersprachenunterricht des Deutschen geeignet, da vom Bibliographischen Institut eigens dafür die Reihe «Schüler-DUDEN» herausgegeben wurde.

2.1. Anwendungsmöglichkeiten

Die Anwendungsmöglichkeiten sowohl der linguistischen als auch der didaktischen Grammatik sind sehr breit gefächert, doch ihre Anwendungsgebiete sind sehr verschieden. Wie bereits erörtert wurde, richten sich die beiden Grammatiken an ganz verschiedene Nutzer. Da es im Rahmen dieser Hausarbeit nicht möglich erscheint, detailliert auf die Anwendungsmöglichkeiten einzugehen, sollte doch der Versuch unternommen werden, einige wichtige Punkte hervorzuheben. Die linguistische Grammatik dient zu sprachwissenschaftlichen Zwecken, wie bereits festgestellt, während die didaktische Grammatik sich für Unterrichtszwecke eignet.

Es sei an dieser Stelle erlaubt, diese Aussage an einem Beispiel zu erläutern. Der junge Student der Linguistik oder der Germanistik hat sich während seines Studiums mit einer linguistischen Grammatik auseinander zusetzen, der junge Medizinstudent aus Griechenland, der vorhat, später ein Aufbaustudium in Deutschland zu machen, braucht die didaktische Grammatik, welche ihm bei seinem Lernprozess behilflich sein kann. Und im Deutschlehrer, der bereits Germanistikstudent gewesen ist, und nun dem jungen Medizinstudenten Deutsch lehrt, treffen die beiden Grammatiken auf die gleiche Bezugsperson, da er als Lehrer die linguistische Grammatik benötigt, um einerseits Erlerntes nicht zu vergessen, und andererseits fähig und in der Lage zu sein, Lehrwerke zu beurteilen und zu kritisieren, so dass er das „Beste“ auswählt, um die von ihm gesetzten Lehrziele bestmöglichst zu erreichen. Die didaktische Grammatik dagegen ermöglicht es ihm das Erlernte an seine Schüler weiterzugeben. Sie ist für ihn ein Mittel zum Zweck. Ein anderer wichtiger Aspekt einer didaktischen Grammatik, welchen allerdings viele Lehrer abstreiten, ist dass man sich als Lehrer mit Hilfe einer didaktischen Grammatik sehr leicht auf den Unterricht vorbereiten kann. Es sei bezweifelt, dass jeder Deutschlehrer, der Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, den DUDEN Band 4 ständig mit sich trägt.

2.1. Das grammatische Phänomen des Passivs in der linguistischen Grammatik

Das grammatische Phänomen, welches wir zu analysieren versuchen ist das Passiv. Als linguistische Grammatik haben wir die Grammatik des DUDEN ausgesucht, auch wegen des Grundes, dass der Beschluss der Kultusministerkonferenz der BRD vorliegt, nach dem der DUDEN in allen Zweifelsfällen der deutschen Sprache maßgebend ist.

Ein neunhundertzwölf Seiten großes Werk nach dem Passiv durchzublättern, erscheint als naiv. Also ist es ratsam das Register aufzuschlagen, und man ist überrascht zu sehen, dass unter dem Eintrag «Passiv» mehrere Einträge und Zahlen eingetragen sind:

Passiv 208; 307; 310f. · Adressaten- 317 · Agensangabe 314f. · Ersatzinfinitiv 331, Anm. · in Aufforderungssätzen 316 · Konkurrenzformen 187;317 · sein-(Konjugationsmuster) 210 · Vorgangs- 308;(Konjugationsmuster) 209 · werden-(Konjugationsmuster) 209 · Zustands- 318; (Konjugationsmuster) 210 Passivfähigkeit 316 ; 321 – Passivprobe1120

Hat man eine Auflistung nach dem Vorbild bekannter Schulgrammatiken erwartet, ist man sicherlich enttäuscht. Die erste Zahl die auftaucht ist die 208. Laien würden die Seite 208 aufschlagen, wo sie lediglich etwas über Substantive lesen könnten, doch beziehen sich die Nummern im Register des DUDEN nicht auf Seitenzahlen, sondern auf die Randziffern des Buches. Was auffällt sind die unterschiedlichen Zahlen, woraus man schließen kann, dass man sich intensiv mit der DUDEN-Grammatik beschäftigen muss, da man – selbst im Text – von Zahl zu Zahl verwiesen wird, obwohl letzt endlich das Passiv als einheitliches grammatisches Phänomen mit einer gewissen Progression dargestellt ist.

Charakteristisch dafür, dass der DUDEN eine rein linguistische Grammatik ist, lässt sich an einem kleinen Beispiel veranschaulichen: Auf den Seiten 172/173[3] geht der DUDEN auf das «Genus Verbi: Aktiv und Passiv» ein. Schon in der Einführung, werden Details hervorgehoben (1998:173):

„…Danach hat das Aktiv seinen Namen von jenen Sätzen, in denen das Subjekt „tätig“ ist: «Die Reiterin schlägt das Pferd. Der Hund bellt». Aktivisch sind aber auch folgende Sätze: «Er wohnt auf dem Lande. Der Kranke leidet. Sie bekommt keine Post. Die Blumen blühen.» deren Subjekt kaum als „tätig zu bezeichnen ist. Unter dem Aktiv ist also eine Sehweise zu verstehen, die von der Bedeutung des Verbs unabhängig ist.“

Diesem Eintrag zufolge ist der Schluss zu ziehen, dass gleich am Anfang des grammatischen Phänomens sehr großer Wert auf das Detail gelegt wird, was eine linguistische Grammatik charakterisiert. Ferner sind alle Tabellen enthalten, sowohl die der Konjugation, als auch der Umformungen. Nicht zu übersehen sind auch die reichlichen Fußnoten und die ausführlichen Quellenangaben.

Ein weiteres Charakteristikum der linguistischen Grammatik ist, dass Ausnahmen sehr wichtig sind. Im DUDEN wird auf Seite 185[4] ausführlich auf die Unterschiede gegenüber anderen ähnlichen grammatischen Konstruktionen eingegangen: Es wird dem Leser durch die Zurückführung bewiesen, dass z.B. der Satz „Die Tür ist geöffnet“ Zustandspassiv ist, während der Satz „Der Junge ist begabt“ keine Passivform darstellt, sondern ein prädikatives Adjektiv ist, und der Satz „Das Mädchen ist verliebt“ als „Zustandsreflexiv“ charakterisiert wird.

Schließlich sei erlaubt darzulegen, dass in der Grammatik des DUDEN keinerlei Übungen existieren, was mitunter auch ein Merkmal der linguistischen Grammatik ist.

2.2. Das grammatische Phänomen des Passivs im Lehrwerk «em»

Das Lehrwerk, welches im Rahmen dieser Arbeit auserwählt wurde, ist «em» Hauptkurs vom Hueber Verlag. Dieses Lehrwerk ist für den Fortgeschrittenenunterricht DaF konzipiert worden und führt zur Zentralen Mittelstufenprüfung des Goethe-Instituts. Es ist modern und kommunikativ aufgebaut, da es sich an Lerner mit guten Vorkenntnissen richtet. Obwohl es kommunikativ ausgerichtet ist, trainiert es systematisch die vier Fertigkeiten Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen. Das Lehrwerk setzt großen Wert auf die gesprochene Sprache im deutschsprachigen Raum, so dass bei den Hörtexten auch Dialektdeutsch zu hören ist. Somit gewöhnt sich der Lerner nicht an ein „steriles“ Hochdeutsch, sondern erfährt, – auch im Rahmen landeskundlicher Informationen – dass gesprochenes Deutsch sehr vielfältig sein kann. «em» wird ergänzt durch ein Arbeitsbuch, in dem sich viele vertiefende Übungen befinden. Da dieses Lehrwerk Mitte der 90er Jahre konzipiert wurde, sind die Autoren auch im Arbeitsbuch von den sogenannten Drillübungen abgekommen. Somit wurde erreicht, dass Lehrende und Lernende sehr gern damit arbeiten.

In diesem Lehrbuch wird das Passiv im letzten Kapitel wiederholt und gefestigt. Es ist vorauszusetzen, dass die Lernenden bereits in der Grundstufe mit dem grammatischen Phänomen des Passivs in Kontakt gekommen sind. Im 8. und letzten Kapitel des Buches wird auf das Thema „Auto“ eingegangen[5]. Auf Seite 146 ist ein Text abgebildet, der dem ADAC Magazin 2/96 entnommen ist, mit dem Titel „Über den Schatten gesprungen“[6]. Anhand dieses Textes wird das grammatische Phänomen des Passivs wiederholt. Auf der folgenden Seite des Buches wird in den ersten vier Übungen auf den Text eingegangen, um das Textverständnis zu prüfen. Erst die fünfte Aufgabe fordert die Lerner auf, die Passivstellen im Text zu markieren, wobei dem Lehrenden der Freiraum gelassen wird, zu entscheiden, in welcher Arbeitsform er seine Klasse arbeiten lässt, z.B. Partner- oder Gruppenarbeit. Die darauf folgende Übung im Kastenraster erleichtert es den Schülern sehr, die geforderten Passivsätze aus dem Text herauszufiltern, was sehr wichtig für das Selbstbewusstseinsgefühl der Schüler ist, denn es ist anzunehmen, dass sich nicht alle Schüler auf die nächste Lektion vorbereiten, so dass sich bei vielen Schülern ein Gefühl der Verunsicherung bemerken lässt, was dazu führt, dass sie sich vom Unterrichtsgeschehen fernhalten. Diese beiden Beispiele zeigen sehr deutlich, dass die Grammatik hier didaktisiert wurde. Auf den nächsten zwei Seiten[7] werden die Schüler, anhand von sechs verschiedenen Übungen, ihren Wortschatz betreffs des Themas «Fortbewegung» anreichern können. Keine Spur von Passiv ist hier vorzufinden, was völlig richtig ist, da man seine Schüler sonst überfordern könnte. Auf den Seiten 150/151 findet man einen Text vor, mit dem Titel „Autonavigation mit Kurs auf den Massenmarkt“[8], der von der Presseagentur „Reuters“ stammt. Auch hier verfahren die Lehrbuchautoren, wie mit dem ersten Text dieses Kapitels, d.h. zuerst Fragen zum Textverständnis und dann erst erschient eine Tabelle mit den Ersatzformen oder Alternativformen des Passivs, und zwar nicht als ein theoretischer Kasten, sondern als Übungsansatz, denn Aufgabe der Schüler ist es mitunter die Tabelle zu ergänzen, ein weiteres Merkmal der didaktischen Grammatik.

Am Ende des Kapitels ist die Grammatik der Lektion tabellarisch dargestellt[9]. Diese Darstellung jedoch, in einer hellvioletten Farbe, ist nicht ablehnend, sondern eher einladend, zum Nachschlagen, ja sogar zum Nachlesen. Die Inhalte sind kurz und bündig und die Beispiele anschaulich dargestellt. So erkennt jeder Schüler, dass sein Lehrbuch ihm ein hilfreiches Werkzeug am Ende jedes Kapitels zur Verfügung stellt.

3. Vergleich – Kommentar der Umformung der linguistischen in eine didaktische Grammatik

Die linguistische und die didaktische Grammatik sind direkt nicht zu vergleichen, aus dem einfachen Grunde, dass sie sich an ganz verschiedene Gruppen von Interessenten wenden. Die Aufgabe der linguistischen Grammatik ist es, ihre Nutzer tief in die Sprache einzuweihen, das kleinste Detail zu erleuchten, alle nur denkbar möglichen Ausnahmen niederzuschreiben, um somit die Grammatik der Sprache in einer konkreten gesellschaftlichen und zeitlichen Periode festzuhalten. Dies beispielsweise ist mitunter eine der wichtigsten Aufgaben des DUDEN. Die didaktische Grammatik hingegen, ist das „Werkzeug“, das Lehrende und Lerner benötigen, jeder aus seinem eigenen Standpunkt aus betrachtet, um mit Hilfe der didaktischen Grammatik B2, zur Grammatik „im Kopf“, also der Grammatik C zu gelangen.

Die Notwendigkeit einer Umformung der linguistischen in eine didaktische Grammatik ist unbezweifelbar. Die von Helbig festgelegten Kriterien der Umformung, wie sie bereits auf den Seiten fünf und sechs dieser Arbeit unter dem Titel „Die Umformung der linguistischen in eine didaktische Grammatik“ aufgelistet wurden, erscheinen als ein Meilenstein in der Grammatikforschung. Vorerst ist es besonders wichtig, die Lernenden nach Altergruppen zu trennen. Es sollte Allgemeingut unter den Lehrenden sein, dass man beispielsweise Erwachsene auf eine völlig andere Art und Weise unterrichtet als Kinder. Jugendliche hingegen müssen nach anderen Konzepten unterrichtet werden. Also finden schon an diesem kleinen Beispiel mehrere Helbigsche Kriterien Anwendung: das Kriterium des psychologischen Faktors Alter, das Kriterium des Lehrziels, denn die Lehrziele differenzieren sich je nach Alter, Fortschritt und Niveau der Lerner. Bedeutende Rolle spielt ebenfalls die Lerntheorie, denn Kinder in den ersten Grundschulklassen unterrichtet man beispielsweise nach dem Motto „Lernen durch Spielen, Singen und Mitmachen“, was bei den Jugendlichen nicht so leicht angewandt werden kann. Da muss der Lehrer mehr Flexibilität in seinen Unterricht einbauen, und auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, wie z.B. moderne Alltagssprache von heute im Land, dessen Sprache man lehrt. Anders wiederum ist es mit den Erwachsenen. Heutzutage wollen Erwachsene eine Fremdsprache so schnell wie möglich lernen, da mit der Fremdsprache bestimmte Ziele verbunden sind, wie z.B. Studium im Ausland, Geschäftskontakte, usw. Dies bedeutet, dass auch das Helbigsche Kriterium der Unterrichtsstufe und das der Unterrichtsform Anwendung findet. Erwachsenenunterricht als Anfänger- oder Fortgeschrittenen-, Einzel- oder Gruppenunterricht. Der Gruppenunterricht ist wiederum zu unterscheiden zwischen Frontalunterricht oder Unterricht „in der Runde“. In allen Fällen ist es heute unvorstellbar ohne technische Hilfsmittel, wie OHP, CD-Spieler, Diaprojektor oder TV- und Videogerät zu unterrichten. Somit lässt sich beispielsweise Grammatik visualisieren, was zu einem größeren Verständnis- und somit Lernerfolg führen kann.

Doch der wichtigste Faktor, trotz der Didaktisierung der Grammatik war, ist und bleibt der Lehrende. Er ist die Schlüsselfigur, denn er ist derjenige, der seine Schüler nicht nur motivieren, sondern auch inspirieren muss, wenn er seine Lehrziele erreichen will. Keine Theorie und keine Didaktisierung kommen an dem Lehrer vorbei, denn er ist es ja schließlich, der all das in die Tat umsetzen muss. Dass er ebenfalls eine Vorbildfunktion haben kann, steht außer Zweifel. Er müsste die treibende Kraft seines Unterrichts sein und vor allem einen Geist und eine Einstellung für Änderungen und Innovationen haben. Denn nicht die beste Unterrichtspraxis kann Erfolg haben, wenn der Lehrer sie nicht akzeptieren und in die Tat umsetzen kann.

4. Zusammenfassung

Geschichtlich betrachtet war einst der Fremdsprachenunterricht nichts anderes als Grammatikunterricht. Alles begann und endete mit der Grammatik. Heutzutage darf, aus der Sicht der Lehrenden betrachtet, niemals außer Acht gelassen werden, dass Fremdsprachenunterricht doch nicht Grammatikunterricht ist. Der Grammatikunterricht ist lediglich Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts. Und Ziel des Fremdsprachenunterrichts wiederum ist es, Menschen zu befähigen, in einer fremden Sprache zu kommunizieren. Um zu diesem Resultat zu kommen, bedurfte es einer Reihe von Entwicklungen in der Sprachwissenschaft, hauptsächlich während des 20. Jahrhunderts. Neue Erkenntnisse in der Linguistik, aber auch große Einflüsse von der Pädagogik ließen die Entwicklung von der Grammatik-Übersetzungs-Methode über die direkte Methode zur audiolingualen und audiovisuellen Methode, und von dieser aus zur kommunikativ-pragmatisch orientierten Methode zu.

 In einer Welt, die ständig zusammenwächst, ist Kommunikation in vielen fremden Sprachen sehr wichtig. Nicht nur für den Handel, sondern weil auch inzwischen Grenzen nicht mehr den Sinn von einst haben, wie man heute in Europa sehen kann. Der Rhein beispielsweise trennt nicht mehr Deutsche und Franzosen, er verbindet sie. Und ein Faktum ist, das sehr leicht in Vergessenheit gerät, dass das Latein, eine stark auf die Grammatik basierende Sprache, welches Jahrhunderte lang in den westlichen Provinzen Roms gesprochen wurde, heute nicht mehr als Sprache existiert. Englisch dagegen, eine mit dem Lateinischen verglichen, eher grammatisch arme Sprache, dominiert heute die Welt. Und dies nicht nur wegen der historisch-politischen Dominanz Englands im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, sondern auch, weil die Sprache als sehr „einfach“ einzustufen ist. Die Abwesenheit von Artikeln und einfache grammatische Strukturen scheinen das Erfolgsprinzip des Englischen zu sein. Denn es ist ein Faktum, dass man sich heute auf allen fünf Kontinenten sehr wohl mit der englischen Sprache verständigen kann. Zuletzt sei die Bemerkung erlaubt, dass gerade das Englische sich aus der deutschen Sprache herausgebildet hat.

[1] Vgl. Tsokoglou (2002:20f) und Funk/Koenig (2003:12f)

[2] Vgl. Tsokoglou (2002:24)

[3] Vgl. Anhang S I

[4] Vgl. Anhang S II

[5] Vgl. Anhang S. III

[6] Vgl. Anhang S. IV

[7] Vgl. Anhang S. V

[8] Vgl. Anhang S. VI

[9] Vgl. Anhang S. VII

Literaturverzeichnis

DUDEN Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden, (1999):Band 4 Mannheim: Dudenverlag

DUDEN Die Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, (1998): 6. neu bearbeitete Auflage, Mannheim: Bibliographisches Institut

Funk Herrmann, Koenig Michael, (2003): Grammatik lehren und lernen, Berlin: Langenscheid

Gnutzmann Claus, Königs Frank, (1995): Perspektiven des Grammatikunterrichts,             Tübingen: Gunter Narr Verlag

Perlmann-Balme Michaela, Schwalb Susanne, (1997): em Hauptkurs – Deutsch als Fremdsprache für die Mittelstufe. Ismaning: Max Hueber Verlag

Tsokoglou Angeliki, (2002): Grammatik und ihre Vermittlung im Fremdsprachen-unterricht. Band A. Patra: EAP

Lesestrategien beim Textverständnis im Fremdsprachenunterricht

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Didaktische Analyse

2.1 Motivationsmöglichkeiten zum Textverständnis

2.2 Lesestrategien im Fremdsprachenunterricht

2.2.1 Verstehensphase

2.2.2 Anschlussphase

3. Begründung

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

Einleitung

Wenn man sich die Frage stellen würde, „was ist Lesen?“ könnte die sterile Antwort gegeben werden, dass Lesen die Aufnahme schriftlicher Informationen aus einem Text durch optischen Reiz wäre. Nein, Lesen ist viel mehr. Einerseits muss festgestellt werden, dass Texte eine Hauptinformationsquelle in jeder „lesenden“ Gesellschaft ist, andererseits muss SchülerInnen beigebracht werden, wie man von Texten lernt, um an einer solchen Gesellschaft teilzuhaben. Theisen (2000b:12) bemerkt, dass, wenn man einen Text verstehen will, ihn dekodieren muss. Dabei müssen die Bedeutungen der einzelnen Wörter, des Kontextes und der Syntax aktiviert werden. Der Leseprozess aber hört an dieser Stelle für die SchülerInnen nicht auf, denn sie müssen diese Bedeutungen verstehen und die dabei gewonnenen Informationen kritisch beurteilen. Folglich kann man behaupten, dass Lesen Denken ist!

In dieser zweiten Hausarbeit in „sprachliche Fertigkeiten in der schriftlichen Kommunikation“ wird eine fiktive Unterrichtssituation dargestellt, in der die SchülerInnen eines Erwachsenenkurses der Mittelstufen III-Ebene mit dem Text „Familienkrach ums Fernsehen“ konfrontiert werden. Die Unterrichtsgestaltung erfolgt anhand der von Theisen vorgeschlagenen Lesestrategien.

2. Didaktische Analyse

Unsere Klasse wird von 12 Schülern besucht, die alle aus dem gleichen sozialen Umfeld kommen. Es sind Studenten (7 Mädchen und 5 Jungen) und es gibt keine Außenseiter. Diese Stimmigkeit unter den Schülern schafft eine angenehme und offene Atmosphäre und ermöglicht somit effektives Lehren und Lernen. Die Schüler sind in ihrem Argumentations- und Ausdrucksvermögen schon einigermaßen entwickelt, und können durch analytisches Denken und zielstrebige Arbeit komplexe Aufgaben lösen. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern ist von gegenseitigem Vertrauen geprägt, da der Lehrer die Klasse seit dem Grundstufe I – Kurs übernommen hat. Der Klassenraum ist mit allen technischen Unterrichtsmitteln ausgestattet, hat eine weiße Tafel, an der mit Farbstiften gearbeitet wird und hat statt Schulbänke einen konferenzartigen Tisch, um den Schüler und Lehrer sitzen. Somit wird das Gruppenzugehörigkeitsgefühl der Klasse stimuliert und motiviert die Schüler zum  Sprechen. Der Unterricht wird zweimal wöchentlich abgehalten und dauert 2 Stunden und 10 Minuten, wobei eine Pause eingelegt wird.

Ziel dieser Unterrichtseinheit ist, auf ein aktuelles Thema der deutschen Wirklichkeit aufmerksam zu machen und die Schüler dazu bringen, sich mit dem Fernsehen unter soziokulturellen Aspekten auseinander zusetzen. Die Unterrichtseinteilung folgt dem „klassischen“ Aufbau Motivationsphase, Verstehensphase und Anschlussphase.

2.1 Motivationsmöglichkeiten zum Textverständnis

Die Motivationsphase spielt eine große Rolle beim Unterricht, denn wenn jemand motiviert ist, lernt er besser. Dabei unterscheiden Huneke/Steinig (2000:14) instrumentelle und integrative Motivation, die beide das selbe Ergebnis haben können: Erfolgreiches Lernen. Instrumentell motiviert ist jemand, der sich beim Lernen für seinen beruflichen Aufstieg interessiert, während integrativ motiviert der Lerner ist, der eine Zuneigung für die Kultur der Fremdsprache empfindet und sich mit ihr identifizieren kann. Dabei darf natürlich nicht außer acht gelassen werden, dass es in der Motivationsphase darum geht, das Interesse der Schüler zu wecken und ihr Vorwissen zu aktivieren, wie sehr recht Weigmann (1998:33) bemerkt. Der Einstieg in den Unterricht soll an folgenden zwei Beispielen veranschaulicht werden.

Beispiel 1: Der Lehrer tritt ins Klassenzimmer und stellt die Schüler vor folgende Situation: die Klasse lebt in einer Wohngemeinschaft und hat über eine der folgenden Sendungen zu entscheiden, die heute Abend im gemeinsamen Wohnzimmer gezeigt werden soll. Der Lehrer überlässt den Schülern die Qual der Wahl und verteilt der Klasse eine Auflistung mit den Sendungen, unter der Voraussetzung, dass sich für die Sendung eine ¾ Mehrheit bildet. Dabei soll ein Rollenspiel entstehen:

1) Highlights von Michael Schumacher mit der Ferrari der Saison 2001-2002

2) Die deutsche Ausgabe der Sendung „Wer wird Millionär“

3) Eine Sendung über deutsche Kochrezepte

4) „Pretty Woman“

Es wird sicherlich nicht zu einer ¾ Mehrheit kommen, so dass dann der Lehrer durch Auflegen einer Folie, auf der der Titel des Textes steht, zum eigentlichen Unterricht übergehen kann, indem er nun die weiblichen und die männlichen Kursteilnehmer auffordert Vokabular zu den Themen „Krach“ und „Fernsehen“ in Gruppenarbeit zusammenzutragen. Durch diese Übung soll existierendes Vokabular aufgerufen werden.

Beispiel 2: Der Lehrer kopiert auf einer Folie eine Collage. Diese besteht aus zwei Teilen: im oberen Teil sind Szenen mit verschiedenen Streitsituationen zu sehen, und im unteren Teil Bilder, die das Thema „Fernsehen“ verkörpern. Zunächst sollen die Schüler beschreiben, was sie auf der Folie sehen. Somit wird erreicht, dass bekannter Wortschatz aktiviert wird. Dann sollen sich die Schüler kurz Notizen machen und Gedanken niederschreiben, wie die zwei Themenbereiche zu kombinieren sind. Das bedeutet ganz einfach: „was hat Streit mit Fernsehen zu tun?“ Damit die Erwartungen der Schüler nicht enttäuscht werden, sollte der Lehrer darauf aufmerksam machen, dass der Streit nicht im Fernsehen, sondern der Streit um das Fernsehen das Thema ist.

2.2 Lesestrategien im Fremdsprachenunterricht

Nach Theisen (2000b:111ff) gibt es vier verschiedene Lesestrategien: orientierendes, selektives, suchendes und detailliertes Lesen. Dabei definiert Theisen orientierendes Lesen als eine grobe Informationsentnahme aus einem Text. Man muss schnell und konzentriert Wörter, Satzteile oder gar ganze Sätze aufnehmen und verarbeiten. Bei Storch (2001:123) wird diese Art von Lesen als „total“ definiert.

Selektives Lesen wendet man an, wenn man für sich wichtige Informationen aus einem Text filtern will. Es ist die schnelle Aufnahme von Daten und das rapide Erkennen von Signal- und Schlüsselwörtern innerhalb des Textes (Theisen, 2000b:117), wie z.B. das Lesen wichtiger Artikel in seriösen Zeitungen und Zeitschriften, die vielleicht für unser Leben von besonderem Interesse ist, wir aber nicht sehr viel Zeit dafür aufwenden können.

Suchendes Lesen ist der Lesensstil, der angewandt wird, wenn man in einer Fülle von Informationen, wie z.B. in den Kleinanzeigen, etwas sehr Konkretes sucht. Ein kleines, einleuchtendes Beispiel dafür, wäre, wenn eine Gruppe von jungen Leuten am Abend ins Kino gehen möchte, um den Film «Der Herr der Ringe» zu sehen. Im Kinoprogramm der lokalen Zeitung sucht unsere Gruppe nach den Aufführungszeiten und den Kinos, in denen der Film gespielt wird.

Als eine intensive Auseinandersetzung mit dem Text wird detailliertes Lesen begrifflich bestimmt. (Theisen, 2000b:111) Dabei muss auf viele Aspekte Rücksicht genommen werden, wie z.B. Wortbedeutung, Wort- und Satzkontext, semantische und syntaktische Beziehungen sowohl der Wörter, als auch der Sätze. Detailliertes Lesen hat sehr große Anwendungsfelder: Bearbeitung literarischer Texte zum Beispiel oder um auf den Fremdsprachenunterricht zurückzukommen, die Umformung eines Textes in die indirekte Rede, oder Multiple-Choice-Übungen im Rahmen des Grammatikunterrichts.

Wenn man nun die verschiedenen Lesestrategien anhand des vorgegebenen Textes veranschaulicht werden sollten, könnte der Lehrer in punkto orientierendes Lesen einfach die Frage stellen „wovon handelt der Text?“. Die Schüler müssten selektiv arbeiten, wenn sie die Frage „Wie fördern die Sender den Streit zwischen Mann und Frau?“ zu beantworten hätten. Die suchende Lesestrategie wird angewandt, wenn die Schüler sich mit der Frage „Wie wird Streit beigelegt?“ auseinander setzen müssen. Das detaillierte Leseverfahren wird trainiert, wenn vom Lehrer eine Zusammenfassung verlangt wird. Ferner sind vom Lehrer Aufgaben[1] erstellt worden, die das selektive und detaillierte Lesen üben.

2.2.1 Verstehensphase

Nachdem die Schüler also durch die orientierende Frage „wovon handelt der Text?“, den Sinn dessen erfasst und ihr Vorwissen aktiviert haben, kann der Kursleiter nun zu den restlichen Aufgaben übergehen. Eine erste Aufgabe zum selektiven Verstehen, wäre, wenn die Schüler den in Aufgabe[2] 1 gegebenen Wortschatz den zwei Oberbegriffen „Fernsehen“ und „Streit“ zuordnen. Dadurch wird eine erste Struktuierung unbekannten Wortschatzes erreicht.

Im weitereen Verlauf kann man auf detaillierte Wortschatzarbeit eingehen, indem sich die Schüler mit den vereinzelten Begriffen auseinandersetzen und eigene Worterklärungen zusammenstellen. Ist dieser Arbeitsvorgang vollendet, kann man sogar auf ein höheres Niveau übergehen indem man einzelnen Textpassagen Titel gibt oder sogar einen Textabschnitt in die indirekte Rede umwandeln lässt.

2.2.2 Anschlussphase

In der Anschlussphase verleitet der Lehrer seine Schüler nun zu einem Gespräch, bei dem neues Vokabular geübt und gefestigt wird. Das Gespräch soll frei und locker abgehalten werden, da der Lehrer verhindern möchte, dass sich Schüler an der Diskussion nicht beteiligen. Es könnten hierbei persönliche Erfahrungen der Kursteilnehmer erfragt werden, denn Erfahrungsaustausch im Plenum ist oft gesprächsmotivierend. Falls sich Engpässe in der Thematik oder beim Vokabular bilden sollten, kann der Themenkreis des Gespräches erweitert werden, und sich auf die Themen Familie und Medien generell beziehen.

3. Begründung

Der Einsatz des Textes in einem Mittelstufen – 3 – Kurs lässt sich dadurch rechtfertigen, dass einerseits die Schüler unserer Klasse über das entsprechende Weltwissen verfügen, andererseits der Text sicherlich für sie interessant ist, da sie ja selbst höchstwahrscheinlich die Erfahrung einer solchen Streitsituation erlebt haben. Der Text scheint einfach zu sein, doch das trügt. Für einen Zertifikatskurs wäre der Einsatz unzumutbar, da der Anfang des Textes die jungen Zertifikatsschüler dermaßen enttäuschen würde, dass sie vielleicht aufhören würden, Deutsch zu lernen.

Die Lesestrategie betreffend, muss gesagt werden, dass das orientierende Lesen angewandt wurde, um das Thema des Textes zu erfassen und die Schüler zum Weiterarbeiten zu motivieren, denn der Textanfang ist von großem Schwierigkeitsgrad. Selektiv wurde gearbeitet, um den unbekannten Wortschatz durch Zuordnungsübungen zu erweitern und um das Verständnis zu überprüfen. Detailliertes Lesen musste angewandt werden, um die Übungen im Aufgabenblatt zu lösen.

Für den Einsatz des Textes im Mittelstufenunterricht spricht eigentlich seine Authentizität, denn durch solche Texte wird den Schülern origineller deutscher Text zugeführt, was einen Bezug zur deutschen Alltäglichkeit schafft.

4. Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Verständnis eines Textes auf Bekanntem Vorwissen beruht, welches durch die verschiedenen Texterschließungsstrategien weiter ausgebaut wird, um sich dann letzten Endes dem Unbekannten zu nähern.

Eine Folge davon ist, dass sich beim Lerner ein Erfolgserlebnis einstellt, wodurch er sich motiviert fühlt und sich nicht von dem Text abschrecken lässt.

Ist er einmal dieser Strategien mächtig, kann er sie dann auch auf den freien Sprachgebrauch übertragen, sprich: Mündlicher Ausdruck.

In den Jahren der Globalisierung, in welchen wir und befinden, ist es von größter Wichtigkeit möglichst viele Fremdsprachen in kürzester Zeit zu beherrschen, wobei diese klar strukturierten Methoden sicher eine große Hilfe leisten.

5. Literaturverzeichnis

Huneke Hans-Werner und Steinig Wolfgang, (2000): Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung. Berlin: Schmidt (Grundlagen der Germanistik, Band 34).

Heyd Gertraude, (1991): Deutsch lehren: Grundwissen für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. Frankfurt: Diesterweg

Storch Günther, (2001): Deutsch als Fremdpsrache. Eine Didaktik. Theoretische Grundlagen und praktische Unterrichtsgestaltung. Stuttgart: Fink.

Theisen Joachim, (2000a): Sprachliche Fertigkeiten in der mündlichen Kommunikation. Hörverstehen. Band A. Patra: EAP

Theisen Joachim, (2000b): Sprachliche Fertigkeiten in der mündlichen Kommunikation. Hörverstehen. Band B. Patra: EAP

O Hundertwasser στο Γυμνάσιο Πλωμαρίου

Γυμνάσιο Πλωμαρίου

Την άνοιξη του 2017 έλαβε χώρα στο Γυμνάσιο Πλωμαρίου μία πρωτοβουλία της καθηγήτριας Γερμανικών κ. Γεωργίας Τόσκα, να διακοσμηθεί το ισόγειο του Σχολείου από τους μαθητές με παραλλαγές έργων του Αυστριακού καλλιτέχνη Friedensreich Hundertwasser (1928-2000). Αφορμή στάθηκε η εκμάθηση των χρωμάτων στο μάθημα των Γερμανικών και κατ΄επέκταση η γνωριμία με γερμανόφωνους καλλιτέχνες.

Friedensreich Hundertwasser

Το πρώτο στάδιο της δημιουργικής εργασίας περιελάμβανε τη δημιουργία βάσης στους τοίχους, έργο στο οποίο βοήθησαν οι καθηγητές του Σχολείου. Ακολούθησε το σκιτσάρισμα των τοίχων, δηλαδή τη μεταφορά των εικόνων με κιμωλία σε αναλογία.

Κατόπιν ακολούθησε το κυρίως καλλιτεχνικό έργο:

<τα παιδιά ζωγραφίζουν στους τοίχους>

Με την καθοδήγηση και υποστήριξη πολλών καθηγητών στου Σχολείου, οι μαθητές άλλαξαν ριζικά το ισόγειο του Σχολείου τους και το μετέτρεψαν από ένα μονόχρωμο, σχεδόν μονότονο χώρο, σε ένα χώρο πολύχρωμο, που εμπνέει μαθητές και καθηγητές, αφήνοντας μία παρακαταθήκη για το μέλλον.

Sprechspiele im mündlichen Ausdruck

Im Fremdsprachenunterricht sollten mehr oder weniger alle Fertigkeiten gleichermaßen gefördert werden. Tatsache ist aber, dass zuerst das Hör- und Leseverstehen und dann das Sprechen und das Schreiben geübt werden. Das basiert auf der einfachen Logik, dass die Lernenden zuerst die Sprache verstehen müssen und erst dann versuchen können, zu sprechen oder zu schreiben. Dies betont auch Storch:

„Sprechen setzt Hören und Verstehen … voraus“ (2001:15).

Sobald die Fremdsprachenlerner einerseits die Grundregeln der Grammatik und der Syntax, andererseits einen umfangreichen Wortschatz beherrschen, sollten sie versuchen, sich auf Deutsch auszudrücken. Verständlich ist hierbei natürlich, dass bei den Schülern eine enorme Angst besteht, sich mündlich auszudrücken. Deshalb bemerken Huneke / Steinig, dass der Schüler

„Mut braucht, den Mut, sich dem Risiko des Scheiterns auszusetzen und sich von Sprechängstlichkeit nicht zu sehr behindern zu lassen“ (2000:116).

Sie genieren sich vor ihrem Lehrer und ihren Mitschülern, Fehler zu machen. Aufgabe des Lehrers hier ist nun seine Schüler davon zu überzeugen, dass es nichts ausmacht, Fehler zu machen, dass Fehler einfach dazu gehören und man schließlich aus ihnen lernen kann. Schüler beginnen zu sprechen, wenn ihnen ein bestimmter Anlass dazu gegeben wird, und natürlich, wenn sie motiviert werden, sich in der Fremdsprache zu äußern. Damit sich nun aber die Schüler auf Deutsch ausdrücken, müssen vom Lehrer im Fremdsprachenunterricht Sprechanlässe geschaffen werden.

In dieser Arbeit im Bereich der sprachlichen Fertigkeiten in der mündlichen Kommunikation:

  • werden die Sprechspiele analysiert
  • wird eine Unterrichtsstunde didaktisiert und
  • die Wichtigkeit der Sprechspiele aufgezeigt

2. Zur Förderung der Sprechfertigkeit im DaF-Unterricht

„Sprechen ist die Haupttätigkeit, wenn man die Aufmerksamkeit anderer auf sich lenken möchte, wenn man in der Interaktion mit anderen etwas erreichen möchte, wenn man die Situationen oder das Verhalten von Gesprächspartnern den eigenen Intentionen gemäß beeinflussen möchte …“ (Huneke / Steinig 2001:116). Jeder Lehrer steht heute nun vor der schwierigen Aufgabe, seine Schüler zu dieser „ Haupttätigkeit“ zu verleiten. Dabei muss er sich vieles einfallen lassen, er muss die richtige Situation schaffen, seine Schüler stimulieren, sie anspornen, zu sprechen. Er muss auf ihre Interessen eingehen, um den Unterricht für seine Schüler interessanter zu gestalten. Theisen vertritt die Auffassung, dass das Interesse des Sprechers, den Inhalt und den Stil seiner Aussagen bestimme (2000:12). Ferner kann sich das Interesse auf vieles richten wie z.B. auf die Situation, die Absicht, die Funktion, die Wirkung, den Hörer, den Kode, oder die Äußerung (Theisen 2000:13f). Daraus wird ersichtlich, dass „die Interessen eines Sprechers an einer Aussage ganz unterschiedlich sein können“ (Theisen 2000:14)

An dieser Stelle dürfte nun betont werden, dass das eigentliche Interesse der Fremdsprachenschüler vorrangig das Erlernen der Fremdsprache ist und nicht, wie auch Theisen erwähnt, „sich besonders nett“ (2000:15) über verschiedene Themen auszudrücken, die im Unterricht, vor allem in den Prüfungskursen, vom Lehrer zur Diskussion gestellt werden. Dass sich im Unterricht Gesprächssituationen entwickeln, die nicht lehrplan- bzw. unterrichtsabhängig sind, hängt eigentlich sowohl vom Lehrer, als auch von den Schülern ab. Der Lehrer muss es erlauben, und die Schüler könnten es vorschlagen. Solche Gesprächssituationen, bei denen die Fertigkeiten Sprechen, Hören und Verstehen gleichzeitig geübt werden, bezeichnet Theisen als „wertvolle Glücksfälle“und deshalb ist er der Ansicht, dass „wir den Fremdsprachenunterricht aus dem Fremdsprachenunterricht verbannen müssen» (2000:16).

Also ist man nun wieder an den Punkt angelangt, wo sich Lehrer die ewige Frage stellen, „wie bringe ich meine Schüler zum Sprechen?“ Storch vertritt die Auffassung, dass „Kommunikation im Unterricht durch unterschiedliche Quellen stimuliert werden kann“und spricht von folgenden Sprechanlässen (2001:217), die in folgender Tabelle veranschaulicht werden:

mitteilungsbezogen ist der Sprechanlass bei dem Inhalte übermittelt werden.

sprachbezogen ist der Sprechanlass bei dem die zu lernende Sprache selbst geübt werden soll.

themenbezogen ist der Sprechanlass, der Inhalte betrifft, anhand deren die fremde Sprache gelernt und über die kommuniziert wird.

real ist der Sprechanlass bei dem Lehrer und Schüler ihre Identität bewahren und sich wie selbst verhalten.


simuliert ist der Sprechanlass bei dem Lehrer und Schüler die Faktoren Identität, Zeit und Ort ändern

unterrichtsbezogen ist der Sprechanlass bei dem das Sprechen der Organisation und Durchführung des Unterrichts dient.

Diese Sprechanlässe können, so Storch, „mit zahlreichen Übergängen und Mischformen“auftreten. Für den Fremdsprachenunterricht seien „sprach-mitteilungsbezogene“ oder auch „inhaltlich-mitteilungsbezogene“ Mischformen typisch (2001:218).

Als Sprechstimulus können auch die von Theisen erwähnten „Sprachspiele“ (2000:22) verstanden werden. Sprachspiele sind «Spiele» mit der Sprache. Damit dies nicht missverstanden wird, definiert Theisen den Begriff Sprachspiele als „Kommunikationsformen, … die bestimmten Regeln folgen“ (2000:56). Dabei werden vier Kategorien von Spielen unterschieden:

  • das Meinungsspiel
  • das Fragespiel
  • Rollenspiele und
  • Sprechspiele

wobei die Letzteren im Weiteren ausführlicher dargestellt werden.

(Σημείωση συντάκτριας: Το κείμενο είναι απόσπασμα από εργασία στα πλαίσια του μεταπτυχιακού μου. Για χρήση του κειμένου και της εργασίας, επικοινωνήστε μαζί μου.)

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Γεωργία Τόσκα

Γεννήθηκα στην Δράμα το 1967 και από το 1974 έως το 1986 ζούσα στην όμορφη πόλη της Στουτγάρδης στην Γερμανία. Η υποχρεωτική σχολική εκπαίδευσή μου περιελάμβανε τόσο το γερμανικό όσο και το ελληνικό σχολείο. Αποφοίτησα από το Λύκειο Στουτγάρδης το 1986 και σπούδασα στο Τμήμα Γερμανικής Γλώσσας και Φιλολογίας του Αριστοτελείου Πανεπιστημίου Θεσσαλονίκης, από όπου αποφοίτησα το 1990.
Μετά την αποφοίτησή μου ξεκίνησα την επαγγελματική μου σταδιοδρομία στο φροντιστήριο Γερμανικών της Θεσσαλονίκης, το „Logos“. To 1993 ιδρύσαμε με αγαπητούς συναδέλφους το φροντιστήριο Γερμανικών «Γερμανικός ΔΙΑΛΟΓΟΣ» στο κέντρο της Θεσσαλονίκης.
Το 2004 διορίστηκα στο Γυμνάσιο Καλλονής, και από το 2005 έως το 2010 υπηρέτησα στο Ελληνικό Σχολείο της Φρανκφούρτης στη Γερμανία. Μετά την επιστροφή μου στην Ελλάδα το 2010, υπηρετώ στο Γυμνάσιο Πλωμαρίου Λέσβου, όπου ανήκω οργανικά.